Mein Persönlicher Vergleich zwischen
Sigma AF 80-400 EX OS APO
und
Canon EF 100-400 L IS USM


Vergleich Sigma Canon



Nachdem ich zwei Mal dem Ruf des Canon EF 100-400 gefolgt bin und sogar zwei Exemplare gekauft habe, bin ich trotzdem zunächst bei meinem Sigma 80-400 geblieben. Erst das Dritte EF 100-400 hat mich Vollständig überzeugt zum Canon Lager zu wechseln.

Warum habe ich mich so schwer getan?
Beide Objektive liegen von der Optischen Qualität nicht weit auseinander. Keines der gebraucht gekauften EF 100-400 war dem Sigma deutlich überlegen. Den Mehrpreis zum Sigma (in 2005 etwa 500€) war es mir daher zunächst nicht Wert und ich konnte die Canon Objektive zum selben Preis wieder verkaufen wie ich sie gekauft hatte.
Insbesondere der Schiebezoom hat mir die Entscheidung aber sehr schwer gemacht. Zu der Zeit als ich mit SLR Kameras angefangen habe zu fotografieren, waren die Schiebezooms das Nonplusultra (obwohl Zoomobjektive damals eher wenig angesehen waren). Daher wäre mein Favorit eigentlich das Schiebezoom gewesen. Die Handhabung des Schiebezooms bei dieser Objektivgröße ist eindeutig besser. Die Linke Hand muss nicht verdreht werden und bleibt immer in der gleichen Lage. Somit ist die Auflage der linken Hand immer Konstant in einer Stellung. Gerade das empfinden viele als sehr angenehm und sind nach einiger Eingewöhnungszeit auf den Schiebzoom nicht mehr davon abzubringen. Beim Sigma ist der Drehzoom keine glückliche Lösung.
Beide Objektive sind etwa gleich groß, wobei das Canon etwas zierlicher wirkt. In der Tat ist das Canon etwa 1,5cm kürzer und durch die enger am Objektiv anliegende Stativschelle erweckt das Canon einen nicht so klobigen Eindruck. Eben diese eng anliegende Stativschelle macht das Tragen des Canons sehr ungemütlich. Das Sigma kann man dagegen bequem an der Stativschelle tragen, da sie wie ein Handgriff ausgebildet ist. Zusätzlich ist der Gurt für das Objektiv an der Sigma Stativschelle befestigt so dass man die Kamera-Objektiv Kombination daran bedenkenlos um den Hals oder über die Schulter hängen kann. Da könnte Canon mal etwas nachlegen und die Stativschelle ändern.
Unterschiede im Focusantrieb sind gewaltig. Da beim Canon der sehr leise und unauffällig arbeitende USM zum Einsatz kommt, hat man den Eindruck, dass auch die Focusgeschwindigkeit deutlich besser ist. Eine Messung der Zeit um von 1,8m auf Unendlich zu focussierne, zeigte aber einen Gleichstand. Dabei geht der Focusmotor vom Sigma sehr rustikal zu Werke und ist selbst in einigem Abstand noch deutlich zu hören. Es klingt wie ein Akkuschrauber. Wenn man aber nicht den ganzen Bereich durchfährt, dann ist der Canon Focus subjektiv schneller. Die Treffsicherheit in Verbindung mit meiner EOS30D war mit beiden Optiken gut bis sehr gut. Das Sigma leistet sich jedoch leichte Schwächen in der Dämmerung. Beide Focuseinrichtungen erlauben einen manuellen Eingriff (FTM).
Die Bildstabilisatoren an beiden Objektiven arbeiten sehr gut und machen selbst bei 400mm eine Freihandnutzung möglich. Canon gibt zwei Belichtungsstufen Gewinn und Sigma drei Belichtungsstufen Gewinn durch den IS/OS an. Trotzdem sollte man es mit dem verlängern der Belichtungszeit nicht übertreiben. Auch der IS/OS kann keine Wunder vollbringen. Der OS beim Sigma ist ein rauer Gesell und macht ordentlich Krach. Ein deutlich vernehmbares Rauschen ist zu hören. Beim Canon arbeitet der IS deutlich angenehmer und leiser. Dabei muss ich gestehen das die zwei gebrauchten Exemplare etwas lauter waren und zusätzlich ein leichtes "Klick" Geräusch erzeugten. Für mich hat es ganz den Anschein als hätte Canon den IS im Laufe der langen Produktion auf einen aktuelleren Stand gebracht. Die beiliegende Bedienungsanleitung hat Canon aber noch in der "Vordigital" Zeit belassen. Einen Hinweis auf digitale EOS Modelle findet man dort nicht. Zugegeben das ist wohl nicht weiter schlimm.
Die Einschwingzeiten der Bildstabilisatoren werden bei beiden Herstellern mit etwa einer Sekunde angegeben, und das ist für den Normalanwender ausreichend. Für beide Bildstabilisatoren gilt aber dass sie auf einem Stativ deaktiviert werden müssen. Beim Sigma wandert das Bild ansonsten wild Umher, wogegen beim Canon nach etwa einer Sekunde Ruhe ist. Bei meinen beiden ersten Canon Exemplaren wanderte das Bild auf dem Stativ auch leicht Umher. Für mich auch ein weiteres Indiz für eine Änderung am IS beim EF 100-400. Die Bedienung der Objektive beschränkt sich auf wenige Elemente. Während das Sigma den OS nur über einen Schalter mit drei Stellungen (Aus, 1 und 2) bedient, werden diese Optionen beim Canon über zwei Schalter bedient (An/Aus + 1/2). Die Stellungen 1 und 2 beim IS/OS haben dabei die gleichen Funktionen (1: Stabilisiert in alle Richtungen; 2: Stabilisiert nur horizontal). Zusätzlich zu diesen Schaltern gibt es einen für den AF. Das Sigma besitzt zusätzlich eine Lock Mechanik die den Zoom Mechanismus in der Stellung 80mm arretiert. Beim Canon dagegen gibt nur einen Stellring der die Zoommechanik fester oder lockerer gleiten lässt. Für enge Taschen bringt das aber wenig, beim normalen tragen kann man das eigenmächtige ausfahren der Zoommechanik vermeiden.
Den oft angeprangerten großen Gewichtsunterschied beider Objektive konnte ich so ganz nicht nachvollziehen. Das scheint wohl darin begründet zu sein das Canon die Gewichte ohne Stativschelle und Streulichtblende angibt, während Sigma dieses Zubehör in die Gewichtsangabe mit einbezieht. Damit ist der Gewichtsunterschied nur auf dem Papier vorhanden. Die Bedienungsanleitung des EF 100-400 klärt den Nutzer dann auch über das korrekte Gewicht mit Stativschelle auf: 1510g. Ohne Stativschelle sind es 1350g. Die Streulicheblende wird aber nirgends erwähnt. Real liegt der Gewichtsunterschied bei etwa 150 Gramm.
Beide Kontrahenten werden mit einem kompletten Zubehörsatz (Tasche, Streulichtblende und Stativschelle) ausgeliefert. Das ist erfreulich, denn besonders Stativschelle und Streulichtblende sind bei Canon Objektiven oft nicht im normalen Lieferumfang enthalten. Ganz zu schweigen von einer Objektivtasche. Hier bildet das EF 100-400 eine Rühlmiche Ausnahme im Canon Programm. Die Tasche vom Canon ist dabei ebenso wie das Objektiv in Hellgrau gehalten. Sie fällt durch die zierlichere Form des EF 100-400 auch deutlich kleiner aus wie die grüne Sigma Tasche.
Ein Grund warum immer wieder Leute weder das 100-400 noch das 80-400 haben wollen ist das Gewicht. Viele sind der Meinung es sei zu schwer. Das kann ich nicht nachvollziehen. Für mich fängt ein Objektiv erst mit etwa 1,5kg an ;). Die Größe der beiden Objektive macht sie sowieso nicht zu einfachen "Reiseobjektiven".

Warum bin ich aber beim dritten Versuch doch beim Canon EF 100-400 gelandet?
Ganz einfach, die Cashbackaktion 2006 in Verbindung mit den niedrigen Preisen am Jahresende 2006, überzeugten mich noch einen dritten Versuch mit einem Brandneuen EF 100-400 zu machen. Interessanterweise erwischte ich jetzt ein sehr gutes Exemplar. Entweder hat der nette Händler vorselektiert, oder aber ich habe einfach nur Glück gehabt. Dieses Exemplar ist in allen Belangen deutlich besser als die (gebraucht gekauften) Vorgänger. Mein Exemplar macht bei Offenblende schon sehr Scharfe und Detailreiche Bilder. Abblenden bringt nur wenig. Das war bei den ersten von mir getesteten Exemplaren anders. Hier brachte abblenden eine ganze Menge. Die Nutzung meines Kenko 1,5 fach Konverters brachte am Sigma immer wieder Probleme mit der Bildschärfe und dem Autofocus. Das ist mit dem Canon kaum noch der Fall. Hier ist der Konverter gut zu verwenden. Genauso wie mit meinem EF 28-135 IS USM.


Vergleichsbilder:

Alle Bilder sind vom Stativ mit SVA bei 400mm gemacht. Die Ausschnitte sind direkt aus der Mitte über dem Focuspunkt (unterer Windmühlenflügel) entnommen.
Die hier gezeigten Bilder zeigen die größten Abweichungen, die bei 400mm Brennweite vorhanden waren. Bis etwa 300mm Brennweite ist das Sigma dem Canon nicht unterlegen.
Da bei optischen Systemen eine gewisse Fertigungsabhängige Systemstreuung nicht zu vermeiden ist, sollte man vor dem Kauf unbedingt einen Vergleichstest machen. Die hier gezeigten Exemplare repräsentiern sicher nicht die komplette Serie
Übersicht

Canon EF 100-400 bei 400mm f11


Canon EF 100-400 L IS USM bei 400mm f11 (auf der EOS30D)

Sigma AF 80-400 bei 400mm f11


Sigma AF 80-400 EX OS APO bei 400mm f11 (auf der EOS350D)

Canon EF 100-400 L IS USM Sigma AF 80-400 EX OS APO
Canon bei f5.6 Sigma bei f5.6 Blende 5.6
Canon bei f8 Sigma bei f8 Blende 8
Canon bei f1 Sigma bei f11 Blende 11
Canon bei f16 Sigma bei f16 Blende 16
Canon bei f22 Sigma bei f22 Blende 22
Canon bei f32 Sigma bei f32 Blende 32


Die Verwendung mit dem Kenko C-AF 1,5x Teleplus SHQ DG Konverter
Canon EF 100-400 L IS USM Sigma AF 80-400 EX OS APO
Canon bei f5.6 Sigma bei f5.6 Blende 5.6
Canon bei f8 Sigma bei f8 Blende 8
Canon bei f1 Sigma bei f11 Blende 11
Canon bei f16 Sigma bei f16 Blende 16
Canon bei f22 Sigma bei f22 Blende 22
Canon bei f32 Sigma bei f32 Blende 32

Die Übersicht zeigt für beide Objektive gute Ergebnisse mit leichten Abstrichen bei 400mm und Offenblende beim Sigma.
Der erkennbar schlechtere Kontrast beim Sigma kann von der verwendeten Kamera kommen. Das Sigma wurde mit einer EOS350D getestet, wo gegen das Canon mit einer EOS30D verwendet wurde. Im Normalfall sind die EOS30D Bilder etwas Kontrastärmer, um mehr Bearbeitungsspielraum zu haben.
Im 100% Ausschnitt sehen die Schärfeunterschiede sehr extrem aus. Bei Ausbelichtungen auf 13*18cm ist das aber nicht der Fall.
Zusätzlich muss ich dem Canon zugestehen das es erst mit dem dritten (hier verglichenen) Exemplar dem Sigma überlegen ist. Die Canon Optik ist also selektiert, während die Sigma Optik eine von vielen ist.
Schön zu erkennen ist die extreme Schärfezunahme des Sigmas von f5.6 auf f8. Da ist das Canon duetlich besser.

© 2007 Bertil Kraft